Dendrobates tinctorius

Bilder und Text von Michael Scharfenberg, Seerose Frechen

Wie endet wohl ein Besuch bei einer der größten Terrarienbörsen Europas, wenn zuhause rein zufällig ein Terrarium frei ist? Nein, nein, wir wollen nichts kaufen! Nur einige Futtertiere, Fachliteratur oder eine schöne Bromelie. Trotzdem klappert man nach dem Einlass erst einmal nervös und gespannt alle Froschstände ab. Und dann war es passiert! Sechs Monate alte Dendrobates tinctorius schauen mich an, und rufen "Kauf uns, kauf uns". Aber mal im ernst, ich glaube das geht vielen so, und das ist doch auch der Reiz einer Börse. Ich hatte vorher schon einiges über diesen Dendrobaten gelesen, welcher unter den Liebhabern weit verbreitet ist. Diese bis zu 6 cm groß werdenden Frösche, werden als unkompliziert und wenig scheu beschrieben.

So erwarb ich also drei D. tinctorius der gelb- blauen Farbvariante, wie sie an der Ostküste von Französisch- Guyana vorkommt. Zuhause angekommen erkundeten die drei Neuen sofort neugierig ihr Terrarium. Auch das gereichte Begrüßungsessen in Form von großen Drosophila wurden direkt gefressen. Nein, scheu sind diese schönen Dendrobaten wirklich nicht. Nach ca. 6 Monaten hörte ich zum ersten mal das leise, schnarrende Rufen. Zu diesen Zeitpunkt waren die immer hungrigen Färberfrösche auf 4,5 cm angewachsen. Es wurde also an der Zeit, sich Gedanken über Laichplätze zu machen. Zur Auswahl standen den Fröschen Petrischalen, abgedeckt mit einer halben Kokosnuss, sowie Filmdosen, welche der Länge nach aufgeschnitten wurden.

Der erste Nachwuchs

Leider konnte ich noch nie das Vorspiel der Fortpflanzung beobachten. Meistens sehe ich das Pärchen schon zu zweit in der halben Filmdose sitzen. Dabei konnte ich noch nie ein Klammern des Männchen (Amplexus) wie bei E. tricolor beobachten. Wie in mehreren Berichten nachzulesen ist, soll die Initiative vom paarungsbereiten Weibchen ausgehen. Dabei stupst es das Männchen so lange an, bis auch dieses in Stimmung kommt. Anschließend folgt es dem Männchen, dass sich auf die Suche nach einem geeigneten Ablaichplatz begibt. Die halben Filmdosen müssen den Tinctorius besonders gefallen haben. Ich fand die Gelege in etwa 14 tägigem Abstand immer in den etwas höher gelegenen Filmdosen. Die Größe der Gelege beträgt 3 bis 6 Eier, vielleicht werden es mal mehr, wenn die Frösche älter werden. Obwohl unsere D. tinctorius ihre Gelege auch selber pflegen, nehme ich sie meistens raus, um sie in Petrischalen besser beobachten zu können. Einmal am Tag werden die Eier mit Torfwasser beträufelt, sowie nicht befruchtete Eier aussortiert. Die Huminsäure des Torfes verhindert zuverlässig, dass das Gelege verpilzt.

Hierfür ist auch ein Sud aus Erlenzäpfchen oder Eichenlaub geeignet. Die Entwicklung der Eier dauert ca. 14 Tage, die Kaulquappen sind dann 13mm bis 15mm groß. Obwohl ich schon öfter gelesen habe, das man die Kaulquappen auch gemeinsam halten kann, halte ich sie jetzt lieber einzeln. Denn bei meinen anfänglichen Versuchen blieb dabei, trotz ausreichender Verstecke, immer nur eine Kaulquappe übrig. Bei täglichem Wasserwechsel und abwechslungsreicher Fütterung wachsen sie schnell heran. Als Quappenfutter mische ich das Mikrofutter verschiedener Hersteller. Man kann auch gröberes Trockenfutter mit einen Mörser bearbeiten. Auch Frostfutter wird von den Kaulquappen gerne gefressen, vor allem Artemia und schwarze Mückenlarven. 2 bis 3 Monate dauert es, bis die Vorderbeine durchbrechen.

Dann wird es an der Zeit, die sich in der Metamorphose befindlichen Jungfrösche in ein Aufzuchtterrarium umzusetzen. Das Wasserteil muss so angelegt sein, das die Winzlinge leicht an Land gehen können. Da sich während der Metamorphose auch der Magen-Darmtrakt umbildet, brauchen die Frösche erst drei bis fünf Tage, nachdem sie an Land sind, wieder Futter. Kleinstfutter wie z.b. Springschwänze sind jetzt gerade recht, aber auch kleine Fruchtfliegen werden schon bewältigt. Vorher bestäube ich die Fliegen noch mit einem Vitaminpulver. Ein Jahr dauert es, bis die Färberfrösche ausgewachsen und geschlechtsreif sind. Als Futter kann man nun auch größeres Futter anbieten, wie etwa kleine Heimchen oder Motten. Da Pfeilgiftfrösche mit 5 bis sogar 10 Jahren recht alt werden können, werden wir uns wohl noch lange an unseren Nachwuchs erfreuen.