Macropodus opercularis

Der Paradiesfisch

LINNAEUS, 1758

Text Ulrich Reisdorf, Bilder Michael Scharfenberg

Fast jeder Aquarianer kennt Macropodus opercularis – auch Paradiesfisch genannt - den oft als Anfängerfisch bezeichneten Labyrinther. Der ca. 10 cm lang werdende Fisch wurde erstmals 1869 nach Frankreich und etwas später 1876 nach Berlin importiert. Damit war er nach dem Goldfisch der erste Tropenfisch für die Aquaristik.

Der Macropode besitzt einen walzenförmigen, seitlich abgeflachten, etwas bulligen robusten Körperbau. Ausgeprägt ist der deutliche Geschlechtsdimorphismus; das Männchen besitzt wesentlich länger ausgezogene Flossen und ist meist intensiver gefärbt. Die Farbgebung beider Geschlechter wird von einem blau, rotem und bräunlich–grauem Streifenmuster bestimmt.

Das innerartliche Verhalten ist insbesondere bei geschlechtsreifen Männchen als eher „ruppig“ zu bezeichnen. Zwei Männchen sind in einem durchschnittlichen 100 l – Becken kaum erfolgreich miteinander zu Vergesellschaften. Die Weibchen bilden in einer Gruppe (2 – 3 Tiere) eine Art Rangordnung und brauchen – auch um sich vor der oft stürmischen Balz des Männchens zeitweise zurückziehen zu können - ein Becken mit viel Deckung (z.B. Bepflanzung). Die eigentliche Paarung des Männchen erfolgt meist nur mit dem „Chef-Weibchen, inwieweit das eine aquariumtypische Verhaltensweise ist, könnte mit Beobachtungen im Freien geklärt werden.

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Macropoden erstreckt sich von China über Südkorea bis nach Taiwan und Teile der Inselwelt des chinesischen Meeres. Schaut man sich das Vorkommen dieser Art auf dem Globus an, erkennt man, dass hier nicht überwiegend rein tropische Bedingungen herrschen, sondern eher subtropische bis „quasi mediterrane“ mit milden regenreichen Wintern und durchaus heißen Sommern. Ein typischer Lebensraum sind die flachen Gewässer der Reisfelder, in denen im Sommer Wassertemperaturen von über 30° auftreten können. Hier kommt dem Labyrinther zu Gute, dass er nicht auf den im Wasser gelösten Sauerstoff angewiesen ist. In der kühlen Jahreszeit sind dagegen Temperaturen von 12° und auch weniger durchaus möglich.

Auch bezüglich der Wasserchemie besitzt der Macropode eine – dem großen Verbreitungsgebiet geschuldet – große Tollerranz. Die Gewässer weisen geringe bis mittlere Härten und saure bis leicht alkalische pH-Werte auf.

Unsere Geschichte mit dem Macropoden begann im Frühjahr 2015. Im April legten mein Sohn Finn und ich – getreu den Motto „ein Teich ist kein Teich“ zusätzlich zu unserem großen Karpfenteich einen kleinen 150 l Fertigteich aus PE an. Schon bald fühlten sich Molche und zahlreiche Wasserinsekten in dem Becken wohl. Nun kam aber bei Finn der Wunsch nach Fischen für seinen Teich auf. Die im großen Karpfenteich lebenden Moderlieschen kamen aufgrund ihrer Schwimmfreudigkeit für den kleinen Teich allerdings nicht in Frage. Bei einem Besuch im Fischgeschäft entdeckten wir für uns den Macropoden. Aber für den Teich – im Oberbergischen ? Mir war der Macropode noch aus meinen frühen Aquaristiktagen als durchaus robust in Erinnerung und wir beschlossen einen Versuch zu wagen. Es war Mai, die Wassertemperatur auf fast 20° und der Teich voller schwarzer Mückenlarven. Was sollte also schief gehen ?

Das Einsetzen der vier ca. fünf cm großen Fische verlief unproblematisch und schon bald schwanden die Bestände an schwarzen Mückenlarven. Die dicken Bäuche der Tiere waren beachtlich und schon im Juni waren die Tiere fast ausgewachsen. Aufgrund der Anflugnahrung war ein Zufüttern mit Trockenfutter nur ab und zu erforderlich. Leider wurde eines der Tiere ein Opfer der Nachbarskatze, obwohl die Macropoden als durchaus vorsichtig und wachsam bezeichnet werden können. Unsere Hündin Mira hat sich nun der Katzenproblematik etwas intensiver angenommen und weitere Ausfälle waren nicht mehr zu beklagen.

Dann kam der Herbst und die Wassertemperaturen sanken im Oktober auf unter 12°C; die Tiere wurden langsam blass und bewegten sich immer weniger. Zeit für das Abfischen. Hierfür war ein Ausräumen des Teiches erforderlich, um die Fische fangen zu können. Die Molche blieben in Ihrem zu Hause.

Obwohl wir uns für die Akklimatisierung der Macropoden über 3 Tage Zeit ließen, also erst einmal Anpassung an die Zimmertemperatur und dann an das 25° warme Aquariumwasser unseres Südamerikabeckens hat ein Tier es leider nicht geschafft. Beim nächsten Mal werden wir uns für den zweiten Schritt noch mehr Zeit nehmen.

Das verbliebene Päarchen lebt nun recht zufrieden und gesund als „normale“ Aquariumfische in einem der zwei 125 l Filterbecken unseres großen Piranhabeckens. Aber ich denke sie freuen sich schon wieder auf ein Leben in der „Wildnis“ mit frischem guten Futter und jeder Menge Action – aber bitte ohne Katze.

Wir betrachten unseren Auswilderungsversuch auf Zeit bis jetzt als erfolgreich – die Farbenpracht und die Beflossung der Tiere spricht für sich – und denken bereits darüber nach, welche unserer bekannten Aquariumfische noch aus Klimaten kommen, die eine Sommerfrische im Teich möglich machen. Der Rote von Rio, der Guppy (Wildform) oder der Zebrabärbling wären eventuelle Kandidaten. Was sind Eure Erfahrungen?

Nun fragt sich der Leser dieser Zeilen: … und Jungfische ? – ja haben wir auch ! Die ersten entdeckten wir Anfang November im Hauptbecken, sie haben wohl einen Weg über das Leitungssystem aus dem Filterbecken gefunden. Hier wachsen sie nun zu schönen Tieren heran, die im Sommer natürlich in die Wildnis entlassen werden sollen.

Die zweite Generation Jungfische befindet sich seit heute (Dezember) im Schaumnest und wir wollen hoffen, dass alles gut läuft. Das erste Schaumnest hatten wir wohl übersehen, da wir nicht mit Nachwuchs sobald nach dem Umsetzen gerechnet haben.