In drei Wochen quer durch Thailand

Bilder und Text von Michael Scharfenberg, Seerose Frechen

Beim Betreten des Airbusses, welcher uns nach Chiang Mai (Nord Thailand) bringen sollte, konnte ich es noch gar nicht so recht glauben. Zehn Stunden noch, und ich war von Deutschlands nasskaltem Februar in das warme Thailand entflohen. Mit dabei war meine Frau Petra, welche ein großer Fan von Reptilien und Amphibien ist.

Drei Wochen hatten wir Zeit, Betta imbellis und Betta smaragdina in ihren Biotopen zu beobachten und zu fangen. Vom letzten Thailandurlaub gelernt, wurde die Fangausrüstung noch um eine Senke, sowie einige "stabile" Kescher erweitert. Vor allem der Rahmen des Keschers muss stabil sein, damit er sich beim Fangen an der Uferböschung nicht verbiegt. Die Naht an der Unterseite des Netzes schütze ich mit einer Kunststoffleiste. Auch gute Landkarten mit Fundortangaben waren diesmal im Rucksack (Danke Robert).

Mit der Hilfe von viel Rückenwind landeten wir schon eine Stunde früher als geplant in der "Rose des Nordens", wie Chiang Mai auch genannt wird. Mit einem Tuk Tuk war unser Hotel schnell erreicht. Da wir direkt an der Altstadt wohnten, erkundeten wir diese zu Fuß. Schnell waren die ersten Urlaubsfilme voll, denn die Altstadt ist mit ihren ca. 90 Tempelanlagen wirklich sehenswert. Einige der Tempel haben Teiche, in denen es vor Fischen nur so wimmelt. Im Stadtgraben der Altstadt findet man sogar riesige Schilderwelse und viele Cichliden.

An den folgenden Tagen machten wir schöne Tagestouren in die nähere Umgebung von Chiang Mai. Eine Tour führte uns zu den wohl schönsten Tempeln in Nordthailand, den Wat Dai Susep. Er liegt herrlich gelegen auf dem gleichnamigen Berg inmitten des Nationalparks. Auf dem Rückweg hielten wir noch an einen Bach, an dessen Ufer ein schöner Trampelpfad entlang ging. In den Strömungsarmen Bereichen des Baches waren große Laubansammlungen vorhanden. Einige Kescherzüge durch diese Laubansammlungen brachten große Kaulquappen zu Tage. Zu welchen Fröschen diese gehörten, konnten wir nicht ermitteln. Die Grundeln, die wir dabei aufscheuchten, ließen sich leider nicht so einfach fangen.

Zu meiner Enttäuschung brachten weitere Fangversuche nur Guppys zu Tage. Am unseren letzten Tag in Chiang Mai suchten wir nach Betta splendens. Trotz Fundortangaben und stundenlangem keschern in unzähligen Reisfeldern, Bewässerungsgräben und Tümpeln, blieb die Suche erfolglos. Stattdessen waren immer wieder Trichopsis vittata (schöne rote Farbvariante) und verschiedene Barben im Netz. Doch dann lockte uns die Insel Phuket mit ihren schönen Stränden und Labyrinthfischbiotopen. Ein ruhiges Ressort, direkt am Nai Harn Beach gelegen, und abseits des Touristenrummels war, wie schon im letztem Jahr, für 7 Tage unser Zuhause. In den folgenden Tagen brauchten wir nur noch die Schnorchelausrüstung und eine gute Sonnencreme für den Rücken. Ich bin immer wieder neu begeistert, was man beim Schnorcheln für tolle Fische sieht. Gut, dass Zuhause kein Platz für ein Meerwasseraquarium ist.

Nach faulen Tagen am Strand steuerten wir gut erholt mit einem Leihroller die Fundorte von 1999 an. Die kleinen Tümpel am Klong Katha, in denen wir im Vorjahr noch Trichogaster trichopterus und Trichopsis vittata gefangen hatte, waren leider schon ausgetrocknet. Unzählige Vogelspuren im Schlamm zeugten noch von deren reichhaltigen Mahlzeit. Der Fluss selber führte so wenig Wasser, dass wir bequem einige Barbus binotatus fangen konnten. Wir machten einige Fotos und ließen die Barben wieder frei. Weiter im Norden der Insel fließt der Fluss Klong Kala. An dessen Ufern, sowie die dem Fluss angeschlossenem Bewässerungssysteme, findet man Betta imbellis. In diesem Jahr suchte ich erfolgreich an einem Flussabschnitt beim Dorf Don. Das Ufer war zum großen Teil mit Binsen zugewachsen. Nach 1 Stunde keschern in den dichten Binnenbeständen waren 10 zum Teil noch sehr junge Betta imbellis im Beutel. Im Vorjahr fing ich die gleiche Farbvariante in 3 km entfernten Bewässerungssystemen.

Eine weitere Tour führte uns an den Katha Wasserfall. Der untere Bereich des Wasserfalls ist leider mit viel Beton verunstaltet, aber der obere Teil des Weges führt noch auf einem kleinen Waldpfad am Wasserfall entlang. Allerdings ist der Bach in der Trockenzeit nur noch ein Rinnsal. Hier findet man den Brachydanio kerri, schöne Grundeln und viele Garnelen. Nach einigen Fotos und genauem Betrachten ließen wir die gefangenen Tiere wieder frei.

Leider gehen die Urlaubstage auf Phuket immer viel zu schnell vorbei. Die gefangenen Fische wurden alle gut verpackt, und mit einem Innlandflug ging es nach Udon Thani. Hier wollten wir vor allem Betta smaragdina finden, doch auch kulturell ist der Osten des Landes sehr interessant. Mitten im Zentrum von Udon Thani unterhält ein ausgewanderter Schwabe ein schönes Ressort mit einem Rollerverleih. Das diese Anlage auch noch einen Swimmingpool hat, machte uns die Entscheidung einfach. Zudem kochte die Frau des Hauses hervorragende "Deutsche Küche". Und das als Thailänderin. Mehrmals rettete uns der Pool nach den langen Rollertouren auf Ost- Thailands staubigen Straßen. Die Tagestemperaturen erreichten so langsam die 38 Grad, und auf unseren Touren kamen wir ganz schön ins schwitzen. Erfrischung bietet da eine Cola, welche in einen mit Eis gefüllten Beutel geschüttet wird. Zudem hält so ein Beutel sehr gut an der Lenkstange des Rollers.

Unsere erste Tour führte uns 30 km in östliche Richtung. Eine der Querstraßen sind wir einfach mal links abgebogen, die Straße wechselte dann schnell in eine staubige Schotterpiste. Ich war überrascht wie trocken alles ist. Die Reisfelder waren abgeerntet und trocken, die Bäume verloren ihr Laub, aber trotzdem blühten einige von ihnen. Nur in der Nähe von kleinen Dörfern und an vereinzelten Bewässerungssystemen sah man etwas grün. Einige wenigen Bachläufe, welche unseren Weg kreuzten, führten noch ausreichend Wasser. An einem solchen Bach, fanden wir zwischen schönen Beständen von Myriophyllum (Tausendblatt), Trichopsis schalleri, welche ich erst für Trichopsis pumila hielt. Unser gesuchter Betta smaragdina geht uns leider nicht ins Netz.

Nur 50 km von Udon Thani entfernt liegt beim Dorf Ban Chiang eine Ausgrabungsstätte, welche auf ein Alter von 6000 bis 7000 Jahre datiert wurde. Damit dürfte eine der ältesten Kulturen Asiens in Thailand gelebt haben. Auf dem Rückweg packten wir noch einige Male den Kescher aus, erbeuteten jedoch nur T. vittata, T. schalleri, und Rasbora rubrodorsalis. Auf einer Tagestour nach Nong Khai ging die Suche nach Betta smaragdina weiter. Nong Khai liegt nur 50 km von Udon Thani entfernt, und Nong Khais einzige Brücke ist ein wichtiger Grenzübergang nach Laos. Der Mekong River bildet hier über viele hundert Kilometer die Grenze.

Neben einer angenehmen Atmosphäre und einem schönen Markt hat mir in Nong Khai vor allem der Skulpturen Park gefallen. Ein Künstler hat hier hunderte von Statuen und Figuren aus Beton geschaffen. Einige der Statuen sind über 20 Meter hoch. Vor allem als Fototrip absolut empfehlenswert.

Auf dem Rückweg nach Udon Thani versuchten wir noch einmal unser Glück. Bei einem viel versprechendem Reisfeld, nur 8 Kilometer von Nong Khai entfernt, packten wir noch mal den Kescher raus. Schon nach wenigen Versuchen zappelte endlich der ersehnte Betta smaragdina im Netz. Und wo einer ist, da müssen auch noch mehr sein. Nach drei Stunden waren 10 Betta smaragdina gefangen, groß genug um schon das Geschlecht zu erkennen.

Alle Fische überstanden die Rückreise nach Deutschland sehr gut. Die ersten Jungfische schwammen schon bald in den Aufzuchtbecken, nur die Trichopsis schalleri ließen mich 6 Monate lang auf Nachwuchs warten. Es war wieder mal eine schöne Zeit in Thailand und wir freuen uns schon auf die nächste Reise nach Südost Asien.

Fundort von Trichopsis schallerie, 50 km westlich von Udon ThaniFundort von Trichopsis schallerie, 50 km westlich von Udon Thani

Uferbereich am Klong Kala, PhuketUferbereich am Klong Kala, Phuket. Hier findet man Betta imbellis