Koh Chang, die Elefanteninsel

Bilder und Text von Michael Scharfenberg, Seerose Frechen

Gegen Ende unserer Thailand Reise 2006, besuchten wir für vier Tage Thailands zweit größte Insel Koh Chang. Mit dem Überlandbus ging es von Bangkok zu dem 300 km entfernt liegenden Trat, von wo aus uns eine Fähre nach Koh Chang bringen sollte. Das hört sich nicht viel an, und in Deutschland braucht ein Reisebus für eine solche Strecke auch nur drei bis vier Stunden. Aber in Asien gehen die Uhren halt ein wenig langsamer. Nach 90 Minuten fahrt rollt man noch immer durch die Vororte von Bangkok. Unglaublich wie groß diese Stadt ist! Aber nach und nach wird die Landschaft grüner, der Bus überquert große Flüsse und Kanäle und wir sehen Reisfelder und Obstplantagen an uns vorüber ziehen. Mehr als einmal jucken uns Aquarianern die Hände, man möchte laut „halt“ rufen und die Netze auspacken.

Aber die Mitreisenden hätten bestimmt kein Verständnis gezeigt. Wegen der üblichen Verspätungen und Pannen kamen wir erst spät abends am Pier der Fähre an. Eine etwas betagte Fähre brachte uns dann endlich nach Koh Chang. Hier erwartete uns schon der Sohn unseres Gastgebers, denn wir telefonisch über unsere Verspätung informierten konnten. Koh Chang wurde 1982 zusammen mit 46 kleineren Inseln zum „Koh Chang National Marine Park“ erklärt. In den bis zu 750 Meter hohen Bergen leben Affen, Wildschweine und verschiedene Schlangen. Sein Wald soll zu den besten in ganz Süd- Ost Asien gehören. Dörfer gibt es nur an den Küstenbereichen. Die Menschen leben hier vom Fischfang und vom Ertrag der Palmkernöl-, Gummibaum- und Kokosnussplantagen. Leider reichen viele dieser Plantagen schon recht weit in den geschützten Wald hinein, was auf den ersten Blick oft gar nicht auffällt.

Erst bei unseren Erkundungstouren zu den Wasserfällen bemerkten wir diese „wilden“ Anbauflächen. Die Westküste der 30 km langen und 8 bis 13 km breiten Insel ist im Laufe der Jahre stark bebaut worden. Hier schießen die Hotels und Ressorts förmlich aus dem Boden. Das Tsunamiunglück an Thailands Westküste beschleunigte diese Bauphase auch noch. An der Ostküste findet man dagegen nur wenige Dörfer und Hotelanlagen. Die Buchten sind hier noch sehr natürlich und romantisch. Auf der Fahrt zu unserer Unterkunft kamen wir mit unserem Fahrer schnell ins Gespräch. Er verbringt mit seiner aus München stammenden Familie den Urlaub im Ressort seines Vaters, welcher ein begeisterter Segler ist. Kein Wunder also, dass er sich eine solch schöne Bucht für den Bau seines „Koh Chang Island View Ressort“ ausgesucht hat. Das Besondere an diesem Ressort ist seine Lage, 100 Meter vom Ufer entfernt ruht es in der Salak Phet Bucht auf über 200 Betonpfeiler.

Endlich angekommen, die Sonne ging schon langsam hinter dem Horizont unter, staunten wir nicht schlecht. Vom Zimmer aus hatten wir einen tollen Ausblick über die Bucht und den kleinen vorgelagerten Inseln. Das kleine beschaulich wirkende Fischerdorf mit seinen in der leichten Dünung schaukelnden Fischerbooten machten den Eindruck komplett. „Wir sind im Urlaubsparadies!!!!“ Schnell wurden die Rucksäcke ausgepackt, geduscht, frische Sachen angezogen (sofern die nach zwei Wochen Fischfangtour noch vorhanden waren!) und ab zum Abendessen. Beim anschließenden Bierchen kamen wir schnell mit unseren Gastgeber ins Gespräch. Nach dem üblichen „Wer seid ihr, was macht ihr, wo kommt ihr her?“, zählte er uns die hier angebotenen Aktivitäten auf. Segeln, Kajak fahren, Tauchen und Hochseefischen hörten sich sehr gut an. Das sich aber „Touris“ für die Süßwasserfische der Insel interessieren, das hatte er noch nicht erlebt. Aber er konnte uns viele Informationen und Tipps über die in dieser Jahreszeit noch wasserführenden Bäche und Flüsse geben. Die wichtigste Info war aber, das wir die Moskitonetze nicht aufhängen müssen, da die Stechmücken brav auf der Insel bleiben.

Aquarianer auf Reise! Michael, Pascal und Bernd an der Fähre nach Koh ChangAquarianer auf Reise! Michael, Pascal und Bernd an der Fähre nach Koh Chang

Instandsetzungsarbeiten an einer FähreInstandsetzungsarbeiten an einer Fähre

Tuk Tuk Tuk Tuk Tuk.............
Ich werde wach und höre die Fischerboote, welche vom nächtlichen Fang zu ihren Dorf zurückkehren. Es dämmert gerade, ein leichte Schauer geht über das Meer und kräuselt leicht die Wasseroberfläche. Da hält mich nichts mehr im Bett. Ich zücke meinen Fotoapparat und gehe auf Erkundungstour. Welche unglaubliche Morgenstimmung! Die Sonne geht gerade auf, unzählige Vogelstimmen sind zu hören, ein leichter Regenschauer und Nebelschwaden, welche über das Wasser ziehen. Dazwischen immer wieder Fische, welche im Sprung Insekten erbeuten, oder auf der Flucht vor Raubfischen aus dem Wasser schnellen. In der Ferne erkennt man einige Delphine. Es kommt einen so unwirklich vor, man fühlt sich wie auf einer anderen Welt.

Das Koh Chang Island View ResortDas Koh Chang Island View Ressort

Morgenstimmung in der Salak Phet BuchtMorgenstimmung in der Salak Phet Bucht

Der Hunger bringt mich wieder in unsere Welt zurück. Frühstück auf der Terrasse mit Blick auf die dicht bewachsenen Berge der Insel. Nach dem Frühstück die morgendliche Besprechung, eine detaillierte Karte der Insel ist uns dabei eine große Hilfe. Doch zuerst mussten noch zwei Roller organisiert werden. Auf der Westseite der Insel wäre das kein Problem, aber hier auf der Touristenlosen Ostseite gibt es keinen einzigen Rollerverleih. Also mit dem Inselbus zurück zum Pier der Fähre und zwei Roller gemietet. Es war gar nicht so leicht, aus dem dort stehenden Zweirädern zwei einigermaßen funktionstüchtige raus zu suchen. Poröse und profillose Reifen sind ganz normal, funktionslose Bremsen Stand der Technik, mal ganz abgesehen von den verbogenen Bauteilen. Dafür ist der Motor aber fast immer gut und sparsam.

Bernd hatte dann ein Exemplar mit zumindest einer guten Bremse und mein Roller hatte ein defektes Kombiinstrument. Na ja, die Geschwindigkeit kann man ja schätzen, und bei meiner alten Zündapp muss ich auch in den Tank schauen, um zu wissen wie weit ich noch komme. Außerdem hatten Bernd und ich ja Beifahrer, welche uns im Notfall hätten schieben können. Es folgte das übliche Gegrinse beim aussuchen der „alles andere als sicheren“ Sturzhelme, dafür waren sie aber in allen poppig leuchtenden Farben erhältlich. Nachdem wir nun endlich wieder motorisiert waren, steuerten wir unseren ersten Fluss an, den Klong Than Mayon mit gleichnamigen Wasserfall. Ein Hinweisschild führte uns zum Eingang des Wasserfalls. Solche Naturerlebnisse werden hier vermarktet, so das man 200 Bath Eintrittsgeld bezahlen muss.

Bernd und Pascal auf den steilen und kurvigen InselstrassenBernd und Pascal auf den steilen und kurvigen Inselstraßen

Der Klong Than MayonDer Klong Than Mayon

Die Ranger vom Naturschutzgebiet beäugten uns etwas misstrauisch, schaute doch das ein oder andere Netz aus unseren Gepäck heraus. Der Weg zum Wasserfall führt teilweise am Flussufer vorbei, größere Abschnitte führen aber genau über die glitschigen und rutschigen Steine des Flussbetts, welcher jetzt in der Trockenzeit eher an einen kleinen Bach erinnerte. Schon jetzt erkannte man im klaren Wasser schnell schwimmende Barben und ruhig stehende, blau schimmernde Schlangenkopffische in Lauerstellung. Am Wasserfall angekommen, war es uns nur noch nach einem Bad im Fluss. Mit Badehose, Netz, Schnorchel und Taucherbrille bewaffnet ging es hinein in das kühle Nass. In den Tropen ist auch 30 Grad warmes Wasser noch recht kühl! Wir tauchten ein in ein großes Aquarium, mit Schwärmen von verschiedenen Barben, wie z.B. Barbus binotatus und Brachydanio albolineatus. Dazwischen einzelne Schlangenkopffische, Channa gachua und Channa striata. Auch einige uns unbekannte Grundeln und Halbschnabelhechte konnten wir entdecken. Nun wurden noch die Wasserwerte und die GPS Daten ermittelt . Alle gefangenen Fische wurden nach dem Fotografieren wieder frei gelassen.

Pascal und Bernd im kühlen NassPascal und Bernd im kühlen Nass

Alle gefundenen Fische wurden fotografiertAlle gefundenen Fische wurden fotografiert

Nach diesem erfrischenden Bad ging es über die rutschigen Steine zurück zu unseren Rollern. Es war noch genug Zeit für einen Besuch im Mangrove Forest. Laut unserem Reiseführer soll dieser Mangrovenwald einer der schönsten Mangrovenwälder in Thailand sein. Auch auf uns machte diese schöne Bucht einen guten Eindruck. Nur wenige Palmöl- und Kokosnussplantagen sind hier inmitten der Mangroven angepflanzt worden. Wir fuhren die etwas holprige Straße bis zum Ende der Bucht. Hier liegt das Dorf Baan Salak Khok, welches auf Holzpfählen im schlammigen Boden des Ufers ruht. Wir schauten uns abseits vom Dorf an einem Strandabschnitt etwas genauer um. Schöne Muschelschalen findet man hier, aber auch die Mangrovenblüten und ihre Samen sind sehr interessant. Die Samen der Mangroven sind länglich (etwa 10 bis 12 cm) und spitz. Wenn sie reif sind, fallen sie runter, und bohren sich in den weichen Boden.

Hier können sie keimen und bilden nun neue Pflanzen. Nicht weit vom Dorf fanden wir einen kleinen Bach, welcher von kleinen Quellen gespeist wurde. Schon bei den ersten Kescherzügen zappelten die ersten Fische im Netz. Sehr schön gefärbte Aplocheilus panchax, Mugilogobius chulae, Halbschnabelhechtlinge und weitere Grundeln konnten wir bestaunen und fotografieren. Die kleine Krabben in unserem Netz hatten sich wohl von dem nur wenige Meter entfernten Mangrovenwald hierher verirrt. Das Wasser hatte mit über 2000 m/s einen sehr hohen Leitwert (Wasserwerte siehe FO KC 2). Doch nun hatten wir für unseren ersten Tag auf Koh Chang genug gesehen. Uns war nur noch heiß und wir waren alle k.o. Zurück am Ressort, holte uns ein Sprung ins das kühle Meer wieder ins Leben zurück. Bei einem leckeren Abendessen mit Panoramablick über die herrliche Bucht planten wir schon den kommenden Tag. Unser Gastgeber empfahl uns die Südseite der Insel, da diese noch fast unbewohnt und ursprünglich ist.

Fundort Koh Chang 1
Datum 20.02.2006
Uhrzeit 12 Uhr
Wassertemperatur 30 Grad
Lufttemperatur 32 Grad
Leitwert 19 m/s

Fundort Koh Chang 2
Datum 20.02.2006
Uhrzeit 14.30 Uhr
Wassertemperatur 30 Grad
Lufttemperatur 30 Grad
Leitwert über 2000 m/s

Leider haben wir keine Schlammspringer gesehenLeider haben wir keine Schlammspringer gesehen

Dafür um so mehr Fische in einem kleinen BachDafür um so mehr Fische in einem kleinen Bach

Pascal durchsucht den BachPascal durchsucht den Bach

Ein uns unbekannter HalbschnabelhechtlingEin uns unbekannter Halbschnabelhechtling

Aplocheilus panchaxAplocheilus panchax

Mugilogobius chulaeMugilogobius chulae