Betta albimarginata

Kottelat & Ng, 1994

Einer der schönsten Neuerscheinungen in den letzten Jahren, ist sicherlich Betta albimarginata. Diese erst 1994 von Kottelat & Ng beschriebene Kampffischart ist in Ost- Kalimantan auf Borneo beheimatet. Dort bewohnen sie kleine Klarwasserflüsse mit Wassertemperaturen von 26° C bis 27° C, PH Werte von 5.5 bis 6.0 PH-Wert und einer Wasserhärte bis 3° GH. Allerdings sollte man immer bedenken, das solche Angaben bei kleineren Gewässern nur Momentaufnahmen sind, welche je nach Jahreszeit am Fundort stark schwanken können. Es ist schon ein Unterschied, ob gerade Regenzeit ist, oder ob es schon seit Monaten nicht mehr geregnet hat.

Meine Betta albimarginata stammen von der Population ab, welche bei Malinau gefunden wurden. Im Jahre1996 fingen Dr. Frank Grams und Philipp Dickmann diesen schönen Labyrinthfisch vor allem in den Falllaubansammlungen, aber auch zwischen Ästen,dicht unter der Wasseroberfläche waren die Kescherzüge erfolgreich. Die Fundorte waren überwiegend beschattet.

Für mich sind solche Fundortangaben sehr wichtig, da ich solche Informationen gerne bei der Beckeneinrichtung berücksichtige. Immerhin haben sich die Tiere über viele Generationen an ihre Umweltbedingungen gewöhnt. Daher gehören Eichen- und Buchenlaub bei der Bodengrundgestaltung einfach hinzu. Ansonsten wurde das Becken mit einigen Wurzeln strukturiert, und mit Javamoos, Javafarn und Anubias einige Schwarzwasser geeignete Wasserpflanzen eingesetzt. Als Schwimmpflanze eignet sich für Schwarzwasserbecken sehr gut der Schwimmfarn (Salvinia). Wenn überhaupt, benutze ich als Bodengrund Quarzsand. Die Wasserwerte werden von Quarzsand nicht beeinflusst und die ohnehin dunklen Schwarzwasserbecken etwas aufhellt.

Als Beleuchtung reicht für diese Pflanzen eine Leuchtstoffröhre vollkommen aus. Die Wasserwerte habe ich denen des Fundortes angeglichen, die Wassertemperatur liegt bei 23 bis 26 C°, je nach dem ob das Becken oben oder unten im Regal steht (Raumheizung). Betta albimarginata frisst mit Begeisterung Lebendfutter, vor allem schwarze Mückenlarven. Aber auch Frostfutter wird nicht verschmäht. Mit viel Geduld fressen sie auch Flockenfutter, vor allem wenn man mehrere Jungtiere zusammen aufzieht. Der Futterneid macht den Unterschied!

Ungewöhnlich für Kampffische ist das geringe Interesse für Anflugnahrung. Fruchtfliegen fressen sie ohne jede Begeisterung, oft reagieren sie noch nicht mal auf die Fliegen. Ich habe diese Betta auch noch nie springen sehen. Nach einigen Wochen hatten sich meine B. albimarginata gut eingelebt. Die drei Weibchen hielten sich fast ausschließlich im vorderen Bereich des Aquariums auf. Dort kann man oft beobachten, wie sie sich gegenseitig androhen, ohne das es zu größeren Streitigkeiten kommt. Bei diesen Drohgebärden bildet sich unter dem Kopf eine Art Kamm aus, welcher den Fisch größer erscheinen lässt. Dieses Verhalten kann man auch bei anderen maulbrütenden Betta Arten gut beobachten.

Da das Männchen seltener zu sehen war, fiel es mir am Anfang gar nicht auf, als dieses verschwunden war. Nach einer weiteren Woche machte ich mir langsam Sorgen, hatte ich doch vor einem Jahr schon ein Paar durch eine rätselhafte Krankheit verloren. Unter einem Javamoospolster fand ich das Männchen schließlich. Zur meiner Freude hatte es das Maul voll. Die schöne Färbung war einer verschwommenen Braunfärbung gewichen. Um den weiteren Verlauf des Maulbrütens gut beobachten zu können, überführte ich das Männchen in ein Ablaichbecken, wie es für Lebendgebärende üblich ist.

Etwas Eichenlaub und Javamoos gaben dem Männchen in dem doch recht kleinen Ablaichbecken die nötige Geborgenheit. Oft verblieb das Männchen viele Stunden regungslos unter einem Blatt. Zwei Wochen Geduld sollte ich noch aufbringen müssen, bis die ersten Jungfische zu sehen waren. Die ca. 3 mm großen, fast schwarzen Jungfische sahen jedoch etwas zerknittert aus und schwammen sehr merkwürdig umher. Von den insgesamt 25 Jungfischen wurden 8 schon tot ausgespuckt, 9 weitere sahen sehr blass aus und starben in den folgenden zwei Tagen. Die restlichen Jungfische entwickelten sich dagegen sehr gut. Frisch geschlüpfte Nauplien von Artemia salina und Mikrowürmer werden vom ersten Tag an gefressen.

Das Wachstum ist recht rasant, mit 6 Monaten erreichten sie schon eine Länge von 25 bis 30 mm. Ab dieser Größe kann man die Geschlechter schon sehr gut unterscheiden. Bei den Männchen erkennt man nun deutlich einen weißen Saum an der Schwanz und Afterflosse. Auf einer Aquarienbörse erstand ich durch einen Zufall vier weitere ausgewachsene Betta albimarginata "Malinau", ein Männchen und drei Weibchen. Schon nach zwei Wochen laichte das Männchen mit einem der drei Weibchen ab. Bei 26° C Wassertemperatur entließ das Männchen nach 15 Tagen die ersten Jungfische. Insgesamt waren es 18 Jungfische, welche einband frei aussahen und sofort Nauplien zu sich nahmen. Die übrigen Wasserwerte entsprachen denen der anderen Betta albimarginata Becken.

Nach den guten Ergebnissen mit den neuen "Albis" bei 26° C, erhöhte ich auch bei den anderen "Albis" die Temperatur. Schon die folgenden Jungfische wurden nach 17 Tagen aus dem Maul entlassen, und waren alle wohlauf. Verluste traten nun nur noch selten auf. Werden keine Fremdfische bei den "Albis" gehalten, kann man die Jungfische bei den Elterntieren belassen. Nach drei bis vier Jungfisch Generationen fange ich die Jungfische heraus, da sich die älteren Jungfische gerne an ihren jüngeren Geschwistern vergreifen. In der ersten Woche halten sich die Jungfische oft an der Wasseroberfläche auf. Hier kann man sie gut beim Fressen beobachten.

Als vorteilhaft erwies sich eine gute Futterverteilung im Aquarium, da die Jungfische nicht gerade schwimmfreudig sind. Oft stehen sie im Schutz einer Schwimmpflanze und schauen den vorbeitreibenden Nauplien zu. Erst ab einem Abstand von 1 cm schwimmen sie auf das Futter zu. Vielleicht eine Vorsichtsmaßnahme, um nicht von Feindfischen entdeckt zu werden. Auch bei Annäherung eines adulten Fisches, verhalten sich die Jungfische ganz ruhig. Ab der zweiten Lebenswoche verschwinden die Jungfische in die Laubschicht. Nur selten kann man sie nun mit einer Taschenlampe unter einem Blatt wiederfinden. Ab einer Größe von ca. 2,5 cm tauchen sie plötzlich wieder auf, und nehmen nun auch Frostfutter zu sich.

Nach meinen anfänglichen Schwierigkeiten mit Betta albimarginata, läuft nun die Nachzucht ohne großen Aufwand recht einfach. Von einigen IGL Mitgliedern wird er sogar in härteren und neutralen Wasser erfolgreich nachgezogen. Zudem sind mit Betta albimarginata "Sebuku" eine größer werdende Variante importiert worden. Es bleibt zu hoffen, das Betta albimarginata eine größere Verbreitung in unseren Aquarien findet. Wer weiß, wie lange es ihn in freier Wildbahn noch geben wird.

Nicht immer hat man das Glück, das Betta albimarginata vor der Frontscheibe ablaicht. Und wenn es mal soweit ist, dann ist Frontscheibe bestimmt verschmutzt. Aber das Paar war so in Stimmung, das es sich von der Scheibenreinigung gar nicht ablenken ließ.

Literatur: F.Grams & P.Dickmann (1997): Kleine rote Maulbrüter- eine Labyrinthfischgruppe stellt sich vor. Datz Nr. 9 Seite 562. F.Schäfer (1997): all Labyrinths. Aqualog. R. Donoso- Büchner & J. Schmidt (1999): Kampffische Wildformen, Bede Verlag. M. Schlüter (1999): Betta albimarginata "Malinau", Aquaristik aktuell 5-6/1999. M. Schlüter (2000):Betta albimarginata, Der Makropode, Heft 9-10/2000.

© by Michael Scharfenberg

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